Unerfüllte Kinderwünsche betreffen ungefähr jedes 7. Paar. Dank der modernen Reproduktionsmedizin kann jedoch bis über 70% aller Betroffenen zur Geburt eines Kindes verholfen werden.
Zu Beginn ging Dr. med. Nina Lettner auf die Faktoren ein, welche die Pärchen selbst beeinflussen können, um die Chancen auf ein Kind zu erhöhen. Zum einen sollte auf die körperliche Fitness geachtet und das Gewicht im normalen Bereich gehalten werden. Auch die richtige Ernährung spielt bei der Reproduktion eine wichtige Rolle. Antioxidanzien (wie z.B. Folat und Zink) verbessern die Eizellqualität und erhöhen die Chancen der Einnistung. Sie sind in verschiedenen Gemüsesorten, Früchten, naturbelassenen Ölen und Fetten sowie Nüssen enthalten. Eine kalorienarme Ernährung hilft ebenfalls, den weiblichen Zyklus zu regulieren und den Insulinspiegel zu reduzieren, was wiederum den Fettabbau unterstützt.
Beim Erreichen der optimalen Bedingungen spielt auch der Mann eine Rolle. Adipositas, rauchen und Drogen reduzieren zum Beispiel die Gesamtzahl der Spermien. Ein etwas weniger offensichtlicher Grund für eine geringere Spermienproduktion ist das Verwenden von hormonellem Haarwasser, da dabei die Testosteronproduktion reduziert wird.
Dr. med. Anjara Jung zeigte diverse medizinische Methoden auf, um die Einnistung zu ermöglichen. Eine beliebte Möglichkeit ist das Einschwemmen von Spermien in die Gebärmutter, was risikoarm und kostengünstig ist. Die Chancen, dabei schwanger zu werden, liegen hier bei ca. 10-15%. Eine weitere gängie Methode ist die künstliche Befruchtung. Vor dem Eingriff unterzieht sich die Frau 10-12 Tage lang einer hormonellen Stimulation. Anschliessend werden die Eierstöcke punktiert und abgesaugt, während die Frau unter Kurznarkose steht. Die Spermien und die Eizellen werden entweder in einer Petrischale zusammengeführt oder punktuell in die Eizellen eingesetzt.
Pascale Zuber informierte über ergänzende Methoden mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Je nach Situation setzt sie unterschiedliche Methoden ein. Für die Entspannung wird die Chinesische Massage (Tuina) eingesetzt. Anschliessend kann mit Akupunktur die Gebärmutter gestärkt, die Entspannung gefördert und der Zyklus reguliert werden. Mit Herbalistik (Chinesische Kräuter) wird der Körper und die Psyche gestärkt sowie die Reifung der Eizellen unterstützt. Dabei nimmt die Frau jeden Tag 1-2 Mal eine Kräutermischung ein.
Dr. med. Florian Götze schloss den Vortrag mit dem Thema Social Freezing ab. Das Alter der Frauen sowie der Beziehungsstatus (Single, Partner will noch keine Kinder etc.) sind die Hauptgründe, sich die Eizellen einfrieren zu lassen. Da ab dem 35. Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, drastisch abnimmt, sollte die Einfrierung wenn möglich vor diesem Zeitpunkt erfolgen. In der Schweiz werden die Eizellen maximal 10 Jahre lang gelagert, unter bestimmten Umständen können sie jedoch im Ausland weiter aufbewahrt werden. Obwohl die Resultate von Social Freezing sehr zufriedenstellend sind, gibt es keine Garantie für Erfolg.
Beim anschliessenden Apéro wurde die Gelegenheit genutzt, mit den Referenten zu sprechen und persönliche Fragen zu stellen.
Zur Person
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Mitglied FMH
speziell Reproduktionsmedizin und gynäkologiesche Endokrinologie