Gelenkersatz wird eher mit dem Alter in Verbindung gebracht, aber auch jüngere Menschen sind davon betroffen. Wann ein solcher Eingriff Sinn macht und was man tun kann, um dies zu verhindern, haben unsere Belegärzte Dr. Stefan Kern, Dr. Alex Mäder und Dr. Gregor Szöllösy, Fachärzte für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, in einem spannenden Vortrag erläutert.
Lesen Sie hier die Antworten der Referenten zu drei Fragen, welche im Zusammenhang mit dieser Thematik häufig auftreten:
Wann ist ein Gelenkersatz bei jüngeren Patientinnen und Patienten angezeigt?
Wenn es anders nicht mehr geht. Wenn alle anderen Möglichkeiten der Behandlung ausgeschöpft sind und vor allem, wenn der Patient es will und bereit dazu ist. Prothesen sollten so spät als möglich eingesetzt werden. Wir operieren nicht unnötig. Bei gewissen Erkrankungen ist jedoch eine Verschlechterung vorauszusehen, da macht es Sinn, frühzeitig zu operieren.
Welches sind im Langzeitverlauf die häufigsten Probleme?
Schulter: Die Probleme sind abhängig vom Typ der Prothese und von denen gibt es an der Schulter verschiedene. Halbe Prothesen und Oberflächenersatz zerstören mit der Zeit den Gelenkknorpel der Pfanne. Anatomische, totale Prothesen werden mit der Zeit an der Pfanne auslockern. Inverse Prothesen halten sehr gut, aber mit der Zeit schwächt sich der Delta-Muskel, was zu einer Funktions-Einbusse führt.
Hüfte: Eine Überlastung einer Hüftendoprothese führt zu vermehrter Abnutzung der Gleiterflächen und in der Folge auch zu einer Prothesenlockerung. Dies bedarf dann einer Wechseloperation der Hüftprothese.
Knie: Beim jüngeren Patienten ist wegen der höheren Aktivität der Verschleiss der Prothese stärker, was zu Lockerungen führen kann. Nach der Knieprothesenoperation sollten weniger belastende Sportarten gewählt werden.
Was gibt es für alternative Behandlungsoptionen?
Schulter: Auch diese hängen ab von der Grunderkrankung, aber grundsätzlich kommen in Frage: Verändertes Verhalten (z. B. Sportart ändern), die Einnahme von Schmerzmitteln und die wichtigste Behandlungsmethode, die Physiotherapie.
Infiltrationen können ebenfalls verabreicht werden wie zum Beispiel:
- Kortison-Infiltrationen
- Hyaluronsäure (eine Art Gelenkschmiere)
- Plättchen angereichertes Blutplasma (PRP) (Soll die Selbstheilung fördern)
- Gelenkspiegelung (sehr selten): Débridement (Ausspülen und Reinigen aller Entzündungs-Gewebe)
- Ersatzknorpel-Induktion durch Mikrofrakturierung (in Ausgewählten Fällen)
Hüfte: Abhängig vom Zustand des Hüftgelenkes sind verschiedene operative Massnahmen in Betracht zu ziehen. Dies kann ein Eingriff im Bereich der Hüftpfanne oder des Oberschenkels sein. Bei einer beginnenden Hüftarthrose sind eventuell arthroskopisch durchzuführende Eingriffe möglich.
Knie: Wichtig ist das Ausschöpfen der konservativen Therapie (lokale entzündungshemmende Massnahmen, Bandage, Physiotherapie, Injektionen). Hervorzuheben ist hier die Kräftigung der Muskulatur, die das Kniegelenk gut stabilisiert. Operativ lohnt sich bei starker Entzündung des Kniegelenks und noch nicht zu weit fortgeschrittener Arthrose eine Kniegelenksarthroskopie (Ausspülen, Entfernung von freien Gelenkskörpern, Débridement) durchzuführen
Zu den Personen
Facharzt für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates und Chirurgie, Mitglied FMH
Klinische Notfallmedizin SGNOR
Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, Mitglied FMH
Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, Mitglied FMH