Ist Männergesundheit nur ein Modethema? Wäre es so, hätte der Publikumsvortrag darüber in der Privatklinik Bethanien wohl kaum so viele Interessenten angezogen.
Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass Männer eine viel geringere Lebenserwartung haben als Frauen. Mit den Gründen für diese Tatsache und den Möglichkeiten, wie Männer durch sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen und einen gesunden Lebensstil ihr Leben verlängern können, befassten sich unsere Belegärzte Dr. med. Fabio Ruggieri und Dr. med. Guido Tenti in ihrem spannenden Vortrag.
Gegenwärtig ist die Lebenserwartung in der Schweiz eine der höchsten der Welt. Und sie steigt stetig. Starben die Menschen in der Schweiz vor hundert Jahren im Durchschnitt mit 50, beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung heute für Frauen 84 Jahre, für Männer 80 Jahre. In seinen Ausführungen über Epidemiologie und die Lebenserwartungen der Männer wies Dr. Ruggieri, Facharzt für Innere Medizin, darauf hin, dass sich die gesundheitliche Situation und das Verhalten je nach Geschlecht stark unterscheidet. Dies widerspiegelt sich ich auch in den Todesursachen, am auffälligsten beim Suizid, der bei Männern viel häufiger ist. Viele der chronischen Erkrankungen, welche zu gesundheitlichen Einschränkungen im Alter, Verlust der Autonomie und vorzeitiger Sterblichkeit führen, können durch wirkungsvolle Massnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention und durch gezielte Früherkennung im medizinischen Versorgungssystem vermieden werden. Dr. Ruggieri ging insbesondere auf die Prävention durch eine gute Ernährung und durch regelmässiges Muskeltraining ein.
Dr. Tenti, Facharzt für Urologie, zeigte die ganze Bandbreite urologischer Vorsorgemöglichkeiten über den ganzen männlichen Lebenszyklus auf: Säugling, Knabe, Pubertät/Adoleszenz, Erwachsenenalter, Alter. Das Themenspektrum beginnt mit der Hodenbeurteilung beim Säugling und der Behandlung eines Hodenhochstandes und geht über sexuelle Aufklärung, Hodenkrebsvorsorge bis zu Problemen beim Wasserlösen und Prostatavergrösserung. Prostatakrebs sei die häufigste Krebserkrankung bei Männern in der Schweiz. Da es auch langsam verlaufende und nicht zum Tod führende Prostatakrebserkrankungen gebe, meinten viele Leute, man müsse nicht danach suchen. «Dies ist ein Fehlschluss, denn es gibt auch aggressiv verlaufende Formen», betonte Dr. Tenti: «Nicht jeder Prostatakrebs muss behandelt werden, aber um dies zu entscheiden, muss jeder diagnostiziert werden.» Mit 50 Jahren, so die Empfehlung des Spezialisten, sollten Männer beim Hausarzt den ersten Prostatacheck machen. Dr. Tenti sprach offen auch eine Reihe weitere Themen an, die gerne tabuisiert werden, wie Erektionsschwächen und die «Wechseljahre des Mannes».
Nicht nur Männer, sondern auch einige Frauen, zeigten grosses Interesse für die aufschlussreichen Ausführungen der beiden Spezialisten. Beim anschliessenden Apéro machten die Teilnehmer regen Gebrauch von der Möglichkeit, sich mit ihren persönlichen Fragen direkt an die Fachärzte wenden zu können.
Zu den Personen
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Mitglied FMH
Facharzt für Urologie, Mitglied FMH
speziell Operative Urologie